W.G. SEBALD – AUSTERLITZ. Audio Play

“… Den drei überragenden Stimmen gelingt es, einen Hörkosmos zu entwerfen, in dem die kunstvoll gebauten Musikminiaturen von Cornelia Friederike Müller wie kleine Sterne auffunkeln. Wenn es an dieser Hörspielproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks etwas zu bemängeln gibt, dann ist es die Entscheidung, Sebalds Roman auf eine Kurzfassung zu reduzieren, die bereits nach 82 Minuten zu Ende ist.”
Von Michael Opitz für Deutschland Radio Kultur

“Der Anfang des Hörspiels “Austerlitz” nach dem gleichnamigen Roman von W. G. Sebald ist beklemmend. Man hört eine gespenstisch verzerrte Kinderstimme, die Nachnamen auflistet und wie aus weiter Ferne langsam näher kommt, unterlegt vom manischen Ticken einer Uhr und einem immer greller werdenden, lange anhaltenden, einzelnen Ton, dessen Fortissimo in das kalte, metallene Geräusch einer zuschlagenden Waggontür mündet. … Räume entstehen, in denen man atmen und sich umschauen kann, in denen einem auch einmal der Atem stockt. Stefan Kanis, der mit der Verwandlung dieses formgewandten Romans durchaus ein Wagnis eingeht, ist sich der Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Effekt bewusst. Und so entsteht schon bald ein Sog, drängender womöglich als beim Lesen des Romans, der sich aus wichtigen Gründen gegen zu große Bequemlichkeit sperrt. …
Was der Roman durch Bildmontage und Verschachtelung schafft, kompensiert das Hörspiel mit Kurzcollagen, die rechtzeitig wegbrechen, um die erzählerischen Passagen freizustellen: elektronisch erzeugte, dumpfe Basstöne; eine helle Spieluhr oder der monotone Leerlauf einer hängengebliebenen Langspielplatte; unterschiedlich hallende Räume, die geöffnet oder geschlossen werden nach geheimem Plan; Eisenbahnrattern oder verzerrte Toneinlagen, die zwanghafte Bewegungsabläufe spiegeln. Kaum vernehmbar ist das Sprechen manchmal unterlegt mit Bandgeräuschen, so dass die Rückblende der Rückblende selbst wie archiviert wirkt. …”
Von Anja Hirsch / Frankfurter Allgemeine Zeitung, Sa 10. März 2012

Hörspielbearbeitung und Regie: Stefan Kanis
Dramaturgie: Thomas Fritz
Musik/Sounds: Cornelia Friederike Müller
Sprecher/In: Ulrich Matthes, Ernst Jacobi, Rosemarie Fendel, Jonathan Bordag
Produktion Mitteldeutscher Rundfunk
Der Hörverlag, München 2012